Werner Gurschler ist Deutscher Rallycross Meister

Atemberaubendes Finale der DRX Saison 2024 auf dem Estering in Buxtehude: Neben Gurschler im Level 1 sicherten sich Bart Bel, Daniel Habicht, Mika Henning die Gesamtsiege in den weiteren Leveln. Deutscher Junioren Rallycross Meister wurde Timm Sachse.

Deutsche Rallycross Meisterschaft (Level 1)

Werner Gurschler ließ sich zu Recht bei der Siegerehrung feiern. Beim Doubleheader-Finale in Buxthude zeigte er noch einmal sein Können und siegte im Ford Fiesta am Samstag und wurde hinter dem lettischen Gaststarter Arnis Odinš im Hyundai i20 Zweiter. Souverän entschied Gurschler die Level 1-Wertung damit für sich und wurde mit Gesamt 514 Punkten Deutscher Rallycross Meister vor Maik Böhling (Audi TT) mit 447 Punkten und Dietmar Brandt mit 409 Punkten, der in dieser Saison einen VW Golf R20 RX und einen Skoda Fabia einsetzte und diese auch in Buxthude am Samstag (VW) und Sonntag (Skoda) an den Start brachte.

Gurschler begann 2010 in Italien mit einem Mitsubishi Lancer Evo5 mit Eisrennen, 2015 gewann er die Italienische Rallycross Meisterschaft und fuhr zwischendurch mit einem Skoda Fabia unter anderem in der Autocross Europameisterschaft. Seit 2023 fährt er den Ford Fiesta Allrad-Turbo, das Ex-Auto von Andreas Steffen, dem ehemaligen ersten Vorsitzende des ACN. Gurschler kam kurzfristig im April 2024 nach der Absage eines Rennens im italienischen Maggiora mit seinem Team aus Südtirol nach Schlüchtern zum Saisonauftakt. „Wir hatten ursprünglich nicht geplant die komplette Serie zu fahren, nach dem guten Saisonstart und der tollen Atmosphäre in der DRX sind wir dann auch die folgenden Rennen gefahren“ sagt Gurschler. „Ich bin sehr glücklich, dass ich mit meinem Team den Titel in der DRX 2024 gewinnen konnte. Ich bin meinen Sponsoren und meiner Familie und meinem Team sehr dankbar, alleine wäre das nicht möglich gewesen“ freute sich Gurschler und sprach der Organisation der Serie und den Veranstaltern ein großes Lob aus. „Wir wurden von Beginn an sehr herzlich aufgenommen und erhielten viel Unterstützung. Ich hatte so viele Glückwünsche wie noch nie auf meinem Handy. Viele haben das Livetiming verfolgt und gefragt wo die Rennen zu sehen sind. Das Interesse in meiner Gegend wurde von Rennen zu Rennen größer.“

Vize-Meister Maik Böhling, der in den vergangenen Jahren mit viel Enthusiasmus seinen Audi TT quattro selbst aufgebaut hat, wirkte im Ziel auch sichtlich erleichtert: „Ich bin natürlich Überglücklich mit dem Ergebnis.“ In Buxtehude lief es bis auf Kleinigkeiten, wie einer abgerissenen Antriebswelle im Finale am Samstag, Problemlos, so dass der zweite Platz nicht mehr in Gefahr geriet. „In dieser Saison hatte ich keine größeren Probleme und konnte kontinuierlich Punkte, das war das Rezept für den Erfolg“ so der Vize-Meister der Saison 2024.

Für den Meisterschaftsdritten Dietmar Brandt lief es speziell zu Beginn des Jahres alles andere als Problemlos und konnte den Punkterückstand nicht mehr aufholen, sein Fazit lautete dementsprechend eher verhalten: „Es ist okay, aber es war kein gutes Jahr.“

Sven Seeliger (DRX4, Ford Fiesta) lag vor dem Double-Header Finale auf dem zweiten Platz mit 350 Punkten, konnte gesundheitsbedingt jedoch nicht starten und sein Punktekonto nicht weiter auffüllen: „Nachdem ich mir zwei Rippen gebrochen hatte, brauchte ich zwei Wochen, um mich mit der Entscheidung nicht zu starten abfinden zu können. Aber es wäre einfach nicht gegangen“ so Seeliger, der seiner Klasse in der Saison 2024 seinen Stempel aufdrückte.

Fünfter in der Deutschen Rallycross Meisterschaft wurde Ralph Wilhelm, der mit einem Renault Clio ebenfalls in der DRX4 antrat und bei seinem Heimrennen in Buxthude am Samstag mit Platz 4 und Sonntag, mit Platz 5 zwei gute Ergebnisse einfahren konnte.

DMSB Rallycross Meisterschaft (Level 2)

Der Niederländer Bart Bel ließ sich auf der Zielgeraden der Saison den Titel nicht mehr wegschnappen. Zu schnell, zu zuverlässig war die Kombination Bel im BMW M3 E30 2024 gewesen. Gerade beim einem Doppelheader-Wochenende darf nichts schiefgehen, und ausgerechnet am Samstag hatte Bel den ganzen Tag Probleme mit dem Hydraulikzylinder der Kupplung, der im Finale mit in einem Getriebeschaden in der ersten Runde endete, so dass Maikel Alewijnse (Niederlande BMW) einige Punkte gutmachen konnte. Für die Mannschaft von Bel bedeutete das eine Extraschicht: Das Ersatzgetriebe von Ariane Vanlommel wurde in den Bel-BMW eingebaut um am Sonntag starten zu können und sich auch den verdienten Titel zu sichern. Am Sonntag lief der BMW dann problemlos und brachte Bel mit Platz drei ein weiteres Podium ein.

Der Titelgewinn war für Bel speziell nach der knappen Niederlage 2023 wichtig und dementsprechend gelöst feierte der neue DMSB Rallycross Sieger mit dem Tagessieger Yorick Maeyninckx und dem Zweitplatzierten Colin Neurath.  Der im Ziel Drittplatzierte Alewijnse erhielt wegen einem Manöver gegen Vanlommel eine Strafe und wurde auf Rang acht zurückversetzt.

In der Endabrechnung nach dem achten Lauf führt Bel mit 474 Punkten gegenüber Alewijnse mit 422 Punkten. Auf dem dritten Rang platzierte sich DRX4 Fahrer Bennett Zobel mit 371 Punkten vor Neurath (Volvo, 366 Punkte), der mit einem sehr guten Final-Wochenende noch den Niederländer Johan Kwinten (BMW, 354 Punkte) auf den fünften Platz verdrängen konnte.

Im DRX2-Finale sah es Mitte des Rennens nach einer Sensation aus: Neurath führte vor dem Belgier Maeyninckx, der das Wochenende auf dem Estering dominierte. „Da war leider nichts zu machen“ gab Neurath zu und gestand „Yorick war formatfüllend im Rückspiegel und fand in der Sparkassen-Kurve eine Lücke, obwohl ich eine gute Linie getroffen hatte. Als ich hinter ihm fuhr sah ich, dass ich heute nichts gegen ihn ausrichten kann.“ Seit Valkenswaard Ende August ist Neurath mit dem überarbeiteten Volvo 242 von Frank Lehmann am Start. Lehmann startete dafür in Buxtehude ,mit dem BMW E36 Compact den vorher Neurath fuhr und vermisste nur 50 PS. Am Sonntag wurde Lehmann immerhin Vierter vor Bastian Sichelschmidt (BMW E30).

Der DRX4 Pilot Benett Zobel gestand am Freitagabend völlig unaufgeregt, dass er nicht groß darüber nachdenkt ob er nun Dritter oder Vierter im Level 2 wird. In seiner Klasse zeigte er mit seinem Ford Fiesta im Team Seeliger Racing dass es auch wenig Grund zu Nachdenken gab. Kleinere technische Probleme kosteten einige Punkte, aber sowohl in der Vorlaufwertung wie den Finals lag Zobel jeweils auf Platz eins und hielt Kwinten, der am Samstag ebenfall Schwierigkeiten hatte, am Sonntag aber als Dritter mit Sieger Zobel und dem Zweiten Sven Zimmer (Opel Corsa) auf dem Podest stand.

Sven Zimmer musste nach einem größeren technischen Defekt in Gründau den Corsa wieder aufbauen und verpasste die beiden Rennen in Valkenswaard in der DRX4. In Buxtehude rief er das volle Potential ab: Dritter am Samstag, Zweiter am Sonntag.

2025 möchte sich Bel auf die RallyX Nordic konzentrieren und nur ausgewählte Rennen fahren, zumindest bei seinem Verein, dem MSC Schlüchtern, wird Bel sicher antreten.

DMSB Rallycross Cup National 1 (Level 3)

Die Konstellation in der DRXN1 versprach vor Buxtehude einiges, und hielt alles! War der Titel vor dem zweiten Valkenswaard-Rennen schon so gut vergeben, änderte der Überschlag von Daniel Habicht im 1er Coupé in den Niederlanden am Sonntagvormittag die Vorzeichen. Habicht musste seinen alten BMW 318ti wieder auf einen Stand bringen um in der stark besetzten Klasse nicht chancenlos zu sein. Dirk Bublies (Honda Civic Type R) kam wieder in Schlagdistanz zu Habicht, und musste gleichzeitig Domininc Drange (Peugeot 206) auf Platz drei der Gesamtwertung im Auge behalten, der vom Vierten Philipp Peine(Seat Ibiza) noch eingeholt werden konnte. Habicht hatte allerlei Probleme mit seinem Auto, zuerst verabschiedete sich ein Stoßdämpfer hinten, der eine Reparatur des Domlagers nach sich zog, dann standen nach und nach keine Gänge mehr zur Verfügung. In der Pause zwischen dem dritten Vorlauf und dem dem Semifinale wurde das Getriebe gewechselt. Harald Stübing fuhr mit dem Privat-Auto von Dirk Bublies in die Werkstadt von Axel Seecamp, um ein Ersatzgetriebe zu holen.

Der ansonsten für jeden Spaß bereite Habicht musste sich vor dem Semifinale erstmal zurückziehen: „Es war unglaublich, ich hatte Schäden, die ich noch nie hatte, dazu war unheimlich viel los und viele Menschen rundherum.“ Das Fahrerlager war zusammen mit der parallel stattfindenden niederländischen Meisterschaft proppenvoll, das spätsommerliche Wetter zog zusätzlich viele Zuschauerinnen und Zuschauer an, alles in allem die perfekte Bühne für das Finale der DRX 2024.

Am Sonntag mischte auch Drange wieder vorne mit, nachdem in der Nacht zum Sonntag ein neuer Motor eingebaut wurde, der aus der Werkstatt von Tobias Ahlfeld stammt, der in einem Citroen Saxo sein Rallycross Debüt gab. Vor dem ersten Heat gab es zunächst Startschwierigkeiten bis der Motor lief, dann fuhr Drange Bestzeit vor Daniel Genz (Citroen Saxo), Bublies und Peine. Im zweiten Heat fuhr Bublies die Bestzeit, im dritten Peine. In der Qualifikationswertung nach drei Vorläufen lag Peine vor Drange, Bublies und Peral. Habicht qualifizierte sich als Achter auf den vierten Startplatz im Semifinale.

Peine gewann das Semifinale 1 vor Bublies und Finn Bäsner (Audi A3), in Semifinale 2 siegte frisch repariert wiederum Habicht. In der kombinierten Wertung für die Finalaufstellung war Peine schneller als Habicht, Bublies komplettierte die erste Startreihe, vor Drange und Bäsner.

Im Finale setzte Dirk Bublies alles auf eine Karte und überholte den Führenden Habicht, und konnte sich etwas absetzen. Habicht musste seinerseits nicht auf Sieg gehen um den Titel zu holen. Dahinter lag Drange lange Zeit auf Platz drei ehe ihn in der letzten Runde erneut ein Motorschaden ereilte und somit Peine Dritter wurde. Erleichterung bei den ersten drei im Parc Fermé: Bublies mit seinem ersten Saison-Sieg war wie befreit, im Rennen standen ihm nur noch zwei Gänge zur Verfügung. Habicht hatte sein strahlen zurück, nach der knappen Niederlage 2023 gegen Peine wurde das große 2024-Ziel mit dem Titelgewinn erreicht. Peine Wiederum zeigte das 2025 mit ihm zu rechnen ist.

Daniel Habicht sammelte Gesamt 455 Punkte, Dirk Bublies kam auf 447 – nach acht Läufen trennten nur acht Punkte die ersten zwei!

Für Bublies war die Sache jedoch klar: „Mit Daniel Habicht hat der beste Fahrer den Titel geholt. Mein Auto war die ganze Saison super, dieses Jahr war ich noch an der einen oder anderen Stelle zu übermotiviert, wollte zuviel. Daran haben wir im Team gearbeitet.“

DMSB Rallycross Cup National 2 (Level 3)

Mika Henning (VW Polo) zeigte eine starke Saison 2024 und wollte sich den Titel nicht entgehen lassen. „Ich war schon nervöser als sonst. Speziell am Samstag bin ich nicht letzte Rille gefahren, das Auto musste ja Sonntag auch noch durchhalten“ so Henning, der sich in den beiden Finals am Samstag und Sonntag zwar seinem vier Jahre jüngeren Teamkollegen Timm Sachse (VW Polo) geschlagen geben musst aber erleichtert in das letzte Finale des Jahres am Sonntagnachmittag gehen konnte:  Nach den Vorläufen waren genug Punkte eingesammelt und der Titel in der Tasche. Nach dem Start war Henning in Führung, Sachse ließ sich aber nicht aufhalten und stürmte zu seinem zweiten Sieg am Wochenende: „Mika ist absolut verdienter Sieger, zu Saisonbeginn war ich noch nicht vorne dabei und nicht konstant. Mein Ziel war die dmsj-Meisterschaft“ resümierte Sachse, der seit Ende der Sommerpause wie entfesselt unterwegs ist und in Buxtehude, wie schon in Valkenswaard von kleineren technischen Problemen behindert wurde.

„Bei mir lief es an beiden Tagen auf dem Estering problemlos. Ich konnte mich auf meine Rennen konzentrieren. Es halt alles gehalten, ich muss meinem Team ein großes Kompliment für das gesamte Jahr machen. Ich bin sehr stolz das wir das gemeinsam erreicht haben“ so Henning.

Das gesamte Team war auch stolz auf seinen Champion und spendierte eine ausgelassene Sektdusche bei der Siegerehrung inklusive Bengalos uns Konfettikanonen.

Mit 476 Punkte für Henning gegen deren 445 Punkten von Sachse wurde der Titelkampf entschieden. Mats Jonas (Citroen C2) hatte sich mit dem verwachsten zweiten Rennen in Valkenswaard einen großen Abstand in der Gesamtwertung eingehandelt, fand aber bei seinem Heimrennen in Buxtehude in die Spur zurück und wurde Dritter im DMSB Rallycross Cup National 2 mit 402 Punkten.

Nina Riese (VW Polo) wurde Gesamt-Vierte mit 362 Punkten vor Yannik Martynko (VW Lupo, 296 Punkte).

DMSJ Deutsche Junioren Rallycross Meisterschaft 2024

Timm Sachse krönte sich in Buxthude mit seinen zwei Finalsiegen zum neuen Deutschen Junioren Rallycross Meister! Insgesamt sammelte Sachse 495 Punkte und damit 33 mehr als Mats Jonas, der sich 462 Punkte sichern konnte. Die 18-jährige Jule Siebert (VW Polo) kann sich über den dritten Platz in der dmsj-Wertung freuen, 364 Punkte verbuchte sie auf ihrem Konto, Joelina Drange kommt nach acht Läufen auf 317 Punkte. Fünfter wurde Louis Genz (Citroen Saxo), der erst ab Gründau in die Saison eingestiegen ist und 238 Punkte einfuhr.

DRX3

Erstmals 2024 fand sich ein Feld aus fünf beziehungsweise sechs (Sonntag) DRX3-Autos ein und bildete eine eigene Startgruppe. Wie schon am Samstag fand Nicolas Geleyns (Antigua) im Audi A1 von Volland Racing in den Vorläufen kein Mittel gegen den Honda Civic des Norwegers Markus Røsrud. Røsrud siegte auch im Finale am Sonntag. Zur großen Freude der Zuschauer konnte sich im Finale der Lokalmatador Lukas Ney (Skoda Fabia) an Geleyns vorbeischieben und Zweiter werden. Alexander Teltsch (Citroen C2) wurde Vierter vor Chris van Hulst (Peugeot 206).

Hier geht’s zu den Meisterschaftsständen.

Zurück

Weitere Meldungen